Jackal hatte den Bolzen nur kurz in der Hand gedreht und ihn aufmerksam gemustert.
Es war offensichtlich, dass er nicht Teil des Schotts war und dort nur angebracht worden war, um das Schott vollkommen sicher gegen Öffnungsversuche von innen abzuschirmen und die Versuche, die Kinder von außen zu retten, so wie sie es getan hatten, zumindest massiv zu erschweren.
Ein Plan, der gut funktioniert hatte, eingedenk der schmerzenden Muskeln der Karawanenwache, die sich hatte so schwer anstrengen müssen, um das Schott letztlich zu öffnen.
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Leo hatte das zerfetzte Stück Papier endlich zusammengesetzt und war sich ob der Schwierigkeit dieser Aufgabe nun sicher, dass es sich nicht um ein bewusst zurückgelassenes Rätsel handeln musste, sondern mehr um eine Art Ritual. Dazu würde auch der bestickte Lederbeutel passen und natürlich die morbide und makabere Art der Aufbewahrung.
Also lenkte sie ihre Schritte in Richtung des Leuchtturmes, der vollkommen verlassen da lag und dessen Gläserfronten ganz oben gerade die morgendliche Sonne zurück warfen.
Die Tür stand offen, ihr fiel auf, dass dies eine der wenigen Türen waren, die vollkommen unversehrt wirkten, als wäre sie nicht gewaltsam geöffnet worden.
Im Leuchtturm selbst war die Luft sehr stickig, noch immer stank alles nach Stutton, doch dankbarerweise war seine Leiche mittlerweile entfernt worden, wahrscheinlich hatten die Bürger von Shengs Hope ihn anschließend in allen Ehren begraben und ihm so seine letzte Ruhe gegeben. Zumindest würde es zu Sheng passen, ihn friedlich zu begraben, auch wenn Stutton ein wahrscheinlich wahnsinniger Massenmörder gewesen war. Noch immer wirkte alles staubig und verfallen, verbraucht und vernachlässigt.
Wieder waren die Räume des Turms in vollkommene Dunkelheit gehüllt, wieder hatte Jemand alle Fenster mit den alten Decken von Stutton als Vorhänge verhängt.
Es war ein Ort, der eine ganz dunkle und beklemmende Aura ausstrahlte.
Leo stand im Erdgeschoss und ließ alles auf sich wirken, es kam ihr vor, als würde der Kopf in ihrem Rucksack nachdenklich mit den Zähnen mahlen und knirschen.
Probe Leo: Ermittler: Bestanden!
Dann straffte sie sich und machte sich an die Arbeit. Das Erdgeschoss und der Keller hatten keine neuen Erkentnisse, wenn man nicht genau wusste, wonach man suchte, aber der oberste Raum sollte interessant werden.
Denn die Lichtmaschine war augenscheinlich runderneuert worden. Auf den ersten Blick wirkte es, als ob sie zerstört worden war, denn sämtliche Klappen waren geöffnet und die Kabel und Mechanik drangen und quollen wie Eingeweide aus einem aufgeschnittenen Bauch hervor. Doch trotzdem war alles gepflegt und ihr wurde klar, dass hier gerade massive Verbesserungs- und Umbauarbeiten stattgefunden haben mussten. Es wurden zudem ein Satz neuer Batterien angebracht, Autobatterien, solche, wie die um die so so hart gekämpft hatten und für die Vincent gestorben war. Es war ein komisches Gefühl zu wissen, dass Jemand einen großen Satz genau dieser solcher Batterien gehortet hatte und sie augenscheinlich nicht spendete, obschon klar gewesen war, dass sie dringend benötigt worden waren.
Zudem fiel ihr auf, dass der Schalter, mit dem man den Leuchtturm anwarf, so umgebaut worden war, dass es sich nun um einen Knopf handelte, der deutlich einfacher in der Handhabe sein musste, zumindest wenn es darum ging, verschiedene Lichtsignale mit unterschiedlichen Längen zu senden.
Das letzte, das ihr auffiel, als sie sich einmal die Lichtmaschinenmechanik von unten angesehen hatte und staubbedeckt und dreckig wieder hervorgekrochen kam, war ein zerknüllter Zettel, der gottlob nicht in Bazillionen von Schnipseln zerlegt worden war, sondern wirkte, als hätte Jemand schnell mit einem Bleistift etwas aufgekritzelt.
Es war eine feine, geschwungene Schrift, soweit man das mit den beiden Buchstaben, die den einzigen Inhalt darstellten, erkennen konnte.
Auf dem Zettel stand:
Zitat
k-l-l-k l-k-k-l
...
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Haile hatte nun ebenfalls den Weg nach oben, zur Steuerzentrale eingeschlagen und spürte die Wärme, die vom Metall des Schiffes ausging, was Sheng oftmals geliebt hatte, da er es warm und behaglich sehr mochte. Sie wusste nicht, warum ihr gerade diese Eigenschaft ihres Ziehvaters wieder einfiel, doch irgendwie beschrieb sie ihn auch sehr treffend.
Die Tür zu seinem Raum war offen, ein Schatten bewegte sich darin, so viel konnte sie im Licht der Morgensonne sehen, doch wusste sie, dass Evi vorher auch schon in Richtung der Zentrale aufgebrochen war.
Dann fiel ihr Blick auf den zusammengelegten, im Grunde liebevoll aufgeräumten, Kissen- und Deckenstapel, der ihr Schlaflager einst gewesen war und sie sah das Messer in einer wunderschönen Lederscheide, welches auf dem Stapel lag. Langsam, nachdenklich und wie automatisch griff sie danach und nahm die Klinge in Augenschein. Es war ein wertvolles Messer, hübsch anzusehen, mehr als Zierde, doch im Kampf nicht zu gebrauchen. Im Grunde wie Sheng selbst, musste sie sich bitter eingestehen. Mit Sicherheit war es ein Geschenk an sie und sie dachte sich wohl ähnlich wie Evi, dass der Mann, der sie aus dem Tempel gerettet hatte, nun ebenfalls wie selbstverständlich an ihre Rückkehr gedacht hatte. Sich sicher war, sie alle hier bald wieder zu sehen. Doch dann war etwas gänzlich Anderes, etwas Schlimmes passiert und nun fehlte von ihm jede Spur.
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Als Jackal aus dem Schiff heraus trat und die Morgensonne ihn mit sachten Strahlen wieder begrüßte - und er endlich das Wasser hinter sich lassen konnte, obschon seine Kleidung noch immer klatschnass war - folgte er den Spuren, die er vorhin schon ausgemacht hatte. Aus Erfahrung erkannte er die Spuren, die die Tiere und der Wagen von Perlmutter hinterließen, sofort.
Sie führten eindeutig aus der Siedlung raus und zwar in Richtung Westen und er erkannte, dass auch dieses Tor offenstand.
Der umgebaute LKW, der das Tor hätte darstellen sollen, war ebenfalls gänzlich unbeschädigt, die Tür zur Fahrerkabine stand offen und der Schlüssel steckte noch. Für einen Moment dachte Jackal, er würde mit diesem LKW zur Karawane aufbrechen können, doch dann stellte er fest, dass die Zündung auf "an" stand und der LKW somit die ganzen vier Nächte durchgelaufen war und somit jeden Tropfen Sprit verbraucht hatte.
Von den Barrikaden aus konnte er tatsächlich etwas sehen, die Karawane schien zu lagern, vielleicht zehn Kilometer entfernt. Doch was er durch das Fernglas sehen konnte, ließ seinen Magen zu einem Klumpen verkrampfen. Durch die Dünen war die Sicht nicht perfekt, aber es sah aus, als würden die Wägen auf der Seite liegen. Schwarze Schemen lagen am Boden, ausgestreut wie achtlos weggeworfene Brotkrumen und etwas in Jackal, ein böses Stimmchen, versuchte ihm einzureden, dass es sich um die Leichen seiner Kameraden handeln könnte.
Er sah auf den ersten Blick kein Gefährt, welches er würde nutzen können, es wirkte in der Tat so, als wäre jeder fahrbare Untersatz ebenfalls verschwunden...
Aber vielleicht würde ihm Jemand aus seiner Gruppe etwas leihen? Oder sollte er die zehn Kilometer alleine durch das Ödland laufen? Eine möglicherweise tödliche Gefahr, da über den Gegner im Grunde nichts bekannt war.
--- Probe Frank: Ermittler: Bestanden!
Frank hatte die Mauer dank seiner Fertigkeiten schnell abgeschritten und untersucht.
Sie waren vollkommen unversehrt, doch die zwei weiteren Wachposten, die wie immer an ihren üblichen Orten postiert worden waren, konnten nur noch tot aufgefunden werden.
Wie auch schon bei Steve, hatte man ihre Köpfe auf einen Spieß gesteckt und die toten, geschändeten Leiber neben dem Spieß drapiert, die Waffen jedoch unbrauchbar gemacht. Soweit er das feststellen konnte, war kein einziger Schuss abgefeuert worden. Macheten und Messer der beiden wachhabenden Siedler steckten noch in ihren Gürteln und waren nicht gezogen worden, es schien offensichtlich, dass sie vollkommen überrascht worden waren und keine Sekunde zur Gegenwehr gehabt oder daran gedacht hatten.
Die Eindringlinge schienen über die Tore gekommen zu sein. Beide LKWs waren zur Seite gefahren worden, die Anzahl der Personen mit Schlüssel waren sehr begrenzt... Sheng, Wingman und der jeweils ranghöchste Wachmann, in diesem Fall also der Scavenger Steve.
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So sehr Niki auch suchte und betete, er konnte Alex nicht finden. Weder im gemeinsamen Haus, noch im Schiff. noch reagierte überhaupt Jemand auf sein Rufen.
Alles was er fand war Leichen, weitere Leichen, auch die der Bandenkinder, viele von ihnen im Alter von Alex, doch war keine Leiche zu finden und erst recht nicht das gesuchte Kind.
Alex war verschwunden, wie viele aus Shengs Hope vom Erdboden verschluckt....
Doch was Niki fand, war die Leiche von Alfons. Er war noch warm, das Blut war noch nicht im Boden versickert. Jemand musste ihn gerade jetzt erst niedergeschlagen haben.
Geändert von Daen vom Clan (30.09.2015 um 08:43 Uhr)